Orson Wyt blickte sich in dem kleinen, aber gemütlichen Festsaal um. Ja, die Tische waren korrekt gedeckt, das kalte Buffet war reichlich und üppig, geradeso wie er es manchmal mochte.

Orson Wyt war zufrieden. Jetzt brauchten seine Gäste nur noch einzutrudeln und seine Geburtstagsfeier konnte steigen.

Er seufzte zufrieden. Dieser neue Partyservice, auf den ihn sein Chef aufmerksam gemacht hatte, als er etwas Passendes für seine Fete suchte, hatte wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Schnell und zu einem ganz akzeptablen Preis, wie er fand. Immerhin war er ja kein Krösus.

Orson Wyt ging zum Getränkestand und zapfte sich einen denebischen Saurierbrandy. Mit dem kleinen Kristallglas in der linken schlenderte er durch den Raum. Noch eine Stunde, dann konnte es losgehen.

Er verließ den Festsaal, als die ersten Leute vom Partyservice auftauchten und sich hinter den einzelnen Buffetständen aufbauten. In seiner Suite zog er seinen Smoking an, überprüfte den korrekten Sitz des Anzuges im großen Schlafzimmerspiegel, rückte die Seidenkrawatte zurecht und ging zur Türe. Er zögerte einen Moment. Sollte er seinen Drummer mitnehmen. So ganz ohne Waffe fühlte er sich doch etwas ungewohnt.

"Ach was!" sagte er in die Stille hinein. "Schließlich ist heute mein Geburtstag. Was brauche ich da eine Kanone!"

Pfeifend schlenderte er zum Turbolift und ließ sich nach unten in die Empfangshalle bringen. Die ersten Gäste trudelten ein. Natürlich sein überpünktlicher Chef mit Gattin, nebst diversen Abteilungsleitern und Sicherheitsleuten, denen man es irgendwie ansah, daß ihnen die Smokings und anderen feinen Klamotten nicht so recht in den Kram paßten. Bei einigen sah man sogar die Beule unter der Achsel, wo sie ihre Strahlenwaffen trugen.

Orson Wyt mußte ein Kichern unterdrücken.

Arme Schweine, dachte er mitfühlend. Im Dienst feine Klamotten tragen, in denen man sich kaum vernünftig bewegen konnte, wenn es nötig sein sollte.

Vergnügt begrüßte er seinen Chef, nahm kleine und weniger kleine Geschenke in Empfang, reichte sie an einen Diener weiter und begrüßte den nächsten Gast.

Als er schon glaubte, seine Hand würde gleich zu rauchen anfangen, hatte er endlich dem letzten Gast die Hand geschüttelt und konnte sich jetzt auch in den Trubel werfen, der schon in dem kleinen Saal herrschte.

Nachdem er sich mit einigen seiner spärlichen Freunde einige Zeit unterhalten hatte, wobei er sich bei den Damen als ausgesprochenes Unterhaltungstalent entpuppt hatte, wurde er so langsam unruhig.

Nur nicht nervös werden, tröstete er sich. In ein paar Minuten starten die Jungs vom Party-Service mit ihrem Überraschungspaket. Der Chef des Unternehmens hatte ihm etwas ganz Außergewöhnliches versprochen. Orson Wyt war gespannt wie ein kleines Kind kurz vor der Weihnachtsbescherung.

Sein Chronometer zeigte kurz vor Mitternacht, als das Licht gedämpft wurde. Aufgeregtes Murmeln ging durch den Saal, und eine Stimme ertönte.

"Meine Damen und Herren. Wenn ich einen Moment um Ruhe bitten dürfte. Wir haben kurz vor Mitternacht, und ich habe die Ehre einen verdienten Mann aus unserer Mitte zu seinem Geburtstag zu gratulieren. Happy Birthday to you ..." begann er zu singen und sämtliche Gäste stimmten ein und hoben ihre Gläser.

Orson Wyt verbeugte sich leicht.

Aber was war das? Irgendwie fing sein Nacken an zu kribbeln. Dieses seltsame Gefühl, daß er nie zu beschreiben wußte, hatte er meistens nur dann, wenn Gefahr im Verzug war. Schon seit Jahren hatte er gelernt auf dieses Gefühl zu hören, hatte es ihm doch schon des öfteren das Leben gerettet.

Vorsichtig und unbemerkt, der vielen Blicke bewußt, die im Moment auf ihm ruhten, spähte er durch den kleinen gemütlichen Saal.

Irgendwas war nicht in Ordnung, das fühlte er genau. Aber was war es nur?

Im hinteren Teil des Saales, genau über der Eingangstüre, befand sich eine Galerie, die fast bis zur Hälfte des kleinen Raumes herumreichte. Man konnte sie eigentlich nur erreichen, indem man in den Empfangsbereich herausging und über eine versteckte Treppe hinaufstieg.

Das Kribbeln in seinem Nacken kam ganz einwandfrei von dort oben. Wyt ließ seine Augen wandern. Sein geschulter scharfer Blick tastete jeden Quadratzentimeter ab, den er erblicken konnte.

Da, da bewegte sich doch etwas. Ein Lichtreflex, ganz einwandfrei zu erkennen. "Verflucht!" stieß Wyt hervor, schwang den schweren Kristallbecher und ließ ihn auf die Galerie hinaufsausen, gerade in dem Moment, als sich mehrere Personen aufrichteten und schwere Strahlenwaffen auf seine Gäste richteten.

"Achtung, Galerie!" brüllte er und stürzte zu einem der Buffettische, sprang über das weiße Tischtuch, riß den Mann dahinter zu Boden und kroch unter die schwere Marmortischplatte. Die Sicherheitsleute und anderen Agenten aus seiner Abteilung reagierten fast ebenso schnell wie er. Nur die "normalen" Personen waren etwas verwirrt.

Und kaum hatte Wyt Deckung gesucht, da eröffneten die Attentäter auch schon das Feuer. Kalte Strahlenfinger schnitten grell durch das Halbdunkel des kleinen Saales, suchten sich ihre Opfer und verbrannten sie zu Asche.

Wyt war wütend auf sich. Seine Waffe lag oben in seiner luxuriösen Suite. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie der umgerissene Diener eine blanke Pistole aus seiner weißen Livree herauszog.

Blitzschnell reagierte Wyt. Sein Absatz krachte an das Kinn des Mannes. Der ließ die Waffe fallen und schon war Wyt bewaffnet. Bevor sich sein Gegner wieder aufrichten konnte, hatte er ihm schon ein dickes, großes, häßliches Loch in die weiße Weste geschossen.

Er blickte auf das heftige Feuergefecht im Raum. Anscheinend waren viele seiner Kollegen intelligenter als er gewesen, denn sie hatten fast ausnahmslos ihre Waffen dabei.

Grelle Energiebahnen schossen kreuz und quer durch die Luft. Männer und Frauen schrien, wenn sie getroffen wurden. Es stank nach verbranntem Fleisch, Holz und Kunststoff. Von dem wunderschönen Galeriegeländer zeugten nur noch verbrannte und verkohlte Überreste. Auf dem Parkett lagen die Toten über- und untereinander verkeilt. Rauchschwaden zogen beißend durch den Raum.

Wyt gab gut gezielte Schüsse auf alles ab, was ein weißes Jackett anhatte. Gut, daß keiner seiner Gäste auf diese Farbe Wert gelegt hatte. So konnte man in dem Halbdämmer wenigstens sicher sein, wer sein Gegner war.

Sein "Unterstand" bestand schließlich auch nur noch aus rauchenden Fetzen, die ihm so gut wie keinen Schutz mehr boten. Mit einem schnellen Rundumblick orientierte er sich, sprang blitzschnell auf und lief feuernd auf den Notausgang zu. Mit einem gewaltigen Sprung durchbrach er das schwelende Holz und landete im Notgang. Ein schneller Blick nach rechts und links, niemand zu sehen.

Wyt hechtete zum Ausgang, rannte über den Bürgersteig die paar Meter zum Hoteleingang, spurtete die versteckte Treppe hinauf und gelangte an die Türe zur Galerie.

Wyt atmete noch einmal tief durch und stieß sie dann auf.

Ein tobendes Inferno von ohrenbetäubendem Krach und hin- und herzuckenden Energieblitzen empfing ihn. Hinter den Resten des Geländers duckten sich die Attentäter und feuerten was das Zeug hielt hinunter in den kleinen Saal.

"Scheißkerle!" brüllte Wyt und sein Strahler spie Tod und Teufel auf die Angreifer hernieder. Ehe sie überhaupt auf sein Auftauchen reagiert hatten, waren die meisten bereits vor ihren Schöpfer oder vor Luzifer getreten.

Nur eine Person reagierte schnell genug. Wyt hatte gerade den letzten in die Hölle geschickt, als ein dunkler Schatten auf ihn zusprang. Metall blitzte auf, Wyt zuckte zur Seite, spürte einen stechenden Schmerz im Arm und mußte seine Waffe fallen lassen. Dann war der Schatten auch schon an ihm vorbei und zur Treppe hinab.

Ohne sich weiter um den Strahler zu kümmern, rannte Wyt hinterher, den pochenden Schmerz und das laufende Blut an seinem Arm im Moment ignorierend.

Dich krieg ich, du Schwein, dachte er und rannte dem Flüchtenden hinterher.

In der Empfangshalle herrschte inzwischen auch Chaos. Polizeibeamte liefen hin und her, Menschen schrien durcheinander, der Portier winkte wild.

"Mist!" fluchte Wyt und drückte sein Taschentuch auf die blutende Wunde. Wo war der Flüchtende?

Der Portier schien noch wilder zu winken. Was wollte der Kerl bloß? Er schien auf irgend etwas zu zeigen, als sich Wyts Aufmerksamkeit auf ihn richtete.

Da, dort drängte sich jemand in Schwarz durch die Menschen, suchte sich einen Weg zu den Turboliften.

Wyt winkte dem Portier dankend zu und stürzte sich ebenfalls durch die Menge. Ein Polizist hielt ihn auf.

"Sir, darf ich fragen ..." er verstummte als er Wyts bluttriefenden, zerfetzten Smokingärmel sah. "Was ...?"
"Keine Zeit Officer!" rief Wyt und drängte den Mann zur Seite. Verdammt, der Attentäter hatte einen der Lifte erreicht und gerade schloß sich die Metalltüre.
Wyt fluchte lauthals und quetschte sich zurück zum Portier. Atemlos stützte er sich auf die Rezeption.
"Können sie feststellen wohin Lift 14 fährt?" fragte er etwas gehetzt.
"Sofort Mr.Wyt, einen Augenblick." Der Portier tippte etwas in sein Computerterminal ein. "Nr.14 hat in der 43 Etage gehalten."
"Hat er sonst irgendwo angehalten oder ist er weitergefahren?"
"Gestoppt hat er sonst nirgends, aber runtergefahren ist er wieder, in den 20 Stock. Im 43sten ist eine Person ausgestiegen."
"Ausgezeichnet. Sperren sie alle Aufzüge für die 43. Etage! Lassen sich die Türen des Treppenhauses und des Notaufzuges sperren?"
"Selbstverständlich, Sir."
"Gut, dann tun sie das unverzüglich. Und lassen sie mir einen Lift runterkommen. Der muß oben dann auch gesperrt werden. Wenn die Luft rein ist, melde ich mich wieder. Alles Weitere wird ihnen mein Chef mitteilen, der da gerade kommt."

Ohne noch ein weiteres Wort abzuwarten stürmte Wyt zu den Turboliften. Eine glänzende Metalltüre öffnete sich, und er stürzte hinein. Bevor sich der Türflügel wieder ganz zugeschoben hatte, sah er seinen Chef mit einer Waffe winken.

Stimmt, dachte er. Bin ich blöd! Der Kerl ist wahrscheinlich bis an die Zähne bewaffnet, und ich renn' hier nackt durch die Gegend. Scheiße! Mal sehen, was ich denn so zu bieten habe?

Er klopfte seine Kleidung ab, zog den Smoking aus.

"Nicht gerade berauschend! Ein Taschentuch und eine Seidenkrawatte!" Er warf einen flehenden Blick nach oben.

Der Aufzug hielt, und die Türe glitt in die Wand. Geduckt erwartete Wyt einen Angriff. Aber nichts geschah! Er verließ die kleine Kabine und trat vorsichtig in den Flur.

Bis auf das gedämpfte Summen der Klimaanlage ließ sich kein Geräusch vernehmen. Auf leisen Sohlen schlich sich Wyt zum nächsten Interkom. Während er die Sprechtaste drückte und auf den Empfang wartete, zerriß er den rechten Ärmel seines weißen Hemdes und verband die furchtbar blutende Wunde mit dem anderen abgerissenen Ärmel und seinem frischen Taschentuch.

Er wunderte sich immer noch wieso diese, an sich kleine Wunde, so höllisch brannte und weh tat und saumäßig blutete.

"Hier Christian, was gibt's Wyt?" erklang die Stimme seines Chefs.
"Ich bin jetzt im Flur 43. Fragen sie wie viele Zimmer diese Etage hat und ob es möglich ist, festzustellen, wer sich alles hier oben aufhält."
"Einen Moment Wyt. Wie sieht es mit ihrer Wunde aus?"
Wyt brummte: "Nicht so gut! Anscheinend war die Spitze seines Messers mit irgendeinem Gift getränkt. Es schmerzt höllisch und hört überhaupt nicht mehr auf zu bluten."
Sein Chef murmelte etwas Unterdrücktes.
"Außerdem habe ich nichts Weiteres an Waffen als meine Krawatte. Tolle Aussichten, was?" meinte er sarkastisch.
"Ja, phantastisch!" erwiderte sein Chef. "Wissen sie, was ihr Gegner zu bieten hat?"
"Nein!"
"Wirklich große Klasse! Soll ich ihnen ein paar Leute hochschicken?"
"Keine Zeit. Vielleicht nützt er die Atempause, um irgendeinen Ausweg zu finden, während hier noch Chaos herrscht. So kann er sich nicht mucksen, ohne daß ich ihn höre, hoffe ich. Außerdem könnte er ja auch irgendwelche Sprengstoffe dabei haben. Dann ist nur eine Person gefährdet. Wie sieht's denn jetzt mit meinen Informationen aus?"
"Kommen gerade rein. Wie es ausschaut, ist die Etage im Moment leer. Insgesamt 3 Appartements. Auf 4317 wohnt ein Ehepaar aus Detroit, die sind aber im Casino gesehen worden. Nr.4319 steht leer wegen Renovierungsarbeiten. Bleibt nur noch 4312. Die Präsidentensuite. Sie nimmt den gesamten linken Gebäudeabschnitt ein. Ist erst ab dem 14. vermietet. Tja ..." der Chef räusperte sich. "... Mit absoluter Sicherheit läßt sich nicht feststellen, ob sich da oben Personen aufhalten. Moment." Die Stimme wendete sich vom Mikrophon ab.
Nervös blickte sich Wyt im Flur um. Diese scheiß Wunde hörte doch einfach nicht auf zu bluten. Sein provisorischer Verband war bereits völlig mit Blut durchtränkt.
"Also, der Hausdetektiv meint, die 43ste müßte leer stehen. Er war erst vor Kurzem zur Kontrolle oben in 4319."
"Gut. Ich versuch mein Glück und melde mich später wieder." Wyt unterbrach die Verbindung und schlich sich zur ersten Türe.

4317 stand in goldenen Buchstaben auf dem Türblatt. Behutsam drehte Wyt den Türgriff. Sein Gegner hatte zwar Zeit gehabt, die Etage zu erreichen, bevor er aufgetaucht war, hatte vielleicht auch noch die Zeit gefunden, das Türschloß zu knacken, aber bestimmt nicht genug um sie wieder zu verschließen. Mit der Handfläche prüfte er die Temperatur des Kunststoffgriffes.

Nein, hier hatte sich niemand zu schaffen gemacht, das fühlte er. Wie so oft ließ er sich auch hier von seinem sicheren Gefühl für solche Dinge leiten. Also die nächste Türe, 4319. Sie war offen!

Wyt atmete einmal tief durch. Ein Griff und ein wuchtiger Stoß, und die Türe knallte auf. Wyt sprang mit einem tigerhaften Sprung hinein, rollte sich über die Schulter ab und war schon wieder auf den Beinen, jeden Sekundenbruchteil auf einen Angriff gewappnet.

Das Appartement war leer. Schnell hatte er die angrenzenden Zimmer durchsucht. Niemand da!

"Schön, bleibt also nur noch 4312."

Vor der Türe blieb er abwartend stehen. Ein Ohr dicht an das Holz gepreßt lauschte er. Nichts! Vorsichtig griff er zur Klinke. Den Kunststoff in der Hand verharrte er.

Da war es wieder, dieses Kribbeln. Über seine Handfläche schienen tausende von Ameisen zu wandern.

Aha, die Entscheidung war gefallen! Hier war der Killer drin, es sei denn, er hätte einen Weg aus der Präsidentensuite gefunden. Zumindest war er hier eingedrungen, dessen war sich Wyt sicher.

Er trat einen Schritt zurück. Behutsam drehte er den Türknauf. Gott sei Dank war das Ding aus Kunststoff, er hätte dem Kerl zugetraut ihn ohne Weiteres unter Strom zu setzen. Wer seine Sicherheitsüberprüfung für die Fete durchbrochen hatte, der hätte auch so etwas in Windeseile zustande gebracht.

Mit einem leichten Klicken öffnete sich die Zimmertüre. Wyt duckte sich und ließ sie langsam aufschwingen. In seinem Blickfeld tauchte eine Sesselgruppe auf, dann eine Bar, die Terrassentüre aus Spiegelglas, Sideboard und Bad.

Niemand war zu sehen oder zu hören.

Wo versteckt er sich, fragte sich Wyt und betrat höllisch aufmerksam die Suite. Langsam watete er durch den flauschigen, weichen Teppich. Er atmete ganz flach und gleichmäßig, versuchte einen Laut seines Gegners zu erhaschen.

Ich krieg dich mein Freund, dachte er. Du kannst dich verstecken wo du willst.

Wyt umrundete die Couchgarnitur, die mitten im Raum stand. Dabei war ihm für einen winzigen Moment der Blick auf das Bad verstellt. Ein dunkler Schatten tauchte auf, Metall blitzte und eine Klinge zischte Haarscharf an Wyts Gesicht vorbei. Reflexartig zuckte Wyts Hand vor, ein Aufschrei und sein Gegner ließ den Arm schlaff herabhängen. Seinen kraftlosen Fingern entfiel die gefährliche Waffe und Wyt konnte den Killer jetzt genauer betrachten.

Eine schmale hohe Gestalt ganz in Schwarz gekleidet. Für mehr blieb ihm allerdings keine Zeit, denn der Killer griff schon wieder an. Sein Fuß zuckte hoch und traf Wyt an der Hüfte, schleuderte ihn an die Spiegeltüre zum Bad.

Mit dem verletzten Arm knallte er auf das Glas und brach mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Aber er biß die Zähne zusammen und richtete sich ruckartig wieder auf, denn der Angreifer war ihm blitzschnell gefolgt. Jetzt prasselten lichtschnell Karateschläge auf ihn hernieder, daß er sich kaum zu wehren wußte. Wyt duckte sich eine Faust zuckte vor und zertrümmerte die stabile Glastüre. Sein Gegner schrie gequält auf, während Wyt rücklings durch die Trümmer in das Bad fiel. Bevor er sich von der Überraschung erholt hatte, war der Killer auch schon wieder heran und ein weiterer Fußtritt schleuderte ihn in die riesige Badewanne, inmitten des weitläufigen Bades.

Jetzt reicht's aber, verdammt noch mal, fluchte Wyt innerlich. Mit festem Blick faßte er den Killer ins Auge, als dieser auf ihn zugeschossen kam. Ruckartig bückte er sich, ließ den Angreifer über seine Schulter abrollen, wandte sich blitzschnell um und umfaßte den schmalen, drahtigen Körper. Seine Finger gruben sich in den Hals des Mannes und mit aller Macht drückte Wyt zu. Er preßte die Zähne zusammen und setzte alle Kraft ein, die er in den Händen hatte, denn der Körper, der sich unter seinem Griff wand, schien bärenstark zu sein. Unempfindlich gegen seine zupressenden Finger.

Plötzlich hob der Killer ein Bein und ehe Wyt reagieren konnte trat er ihm mit aller Kraft in den Unterleib. Wyt brach schmerzerfüllt zusammen. Er glaubte, sein Schädel würde platzen, solch eine Schmerzwelle brach über ihm zusammen, als der Absatz seine Hoden zu zersprengen drohte.

Im Fallen riß er seinem Gegner die schwarze Maske vom Kopf und nur undeutlich, durch den Tränenschleier seiner Augen, sah er wallendes blondes Haar. Eine Handkante knallte auf seinen Nacken und er brach vollends zusammen.

Eine Frau, hallte es ungläubig durch seinen sich aufblähenden Schädel. Eine Frau!

Mit weit aufgerissenen Augen, unfähig vor Schmerzen sich zu bewegen, sah er wie die Frau ihre Haare ausschüttelte und grausam lächelte. Langsam trat sie an den Beckenrand, beugte sich herab, drückte den Stöpsel in den Abfluß und drehte das heiße Wasser auf.

Oh nein, dachte Wyt verzweifelt. Nicht schon wieder so etwas! Unfähig sich zu rühren spürte er wie das glühendheiße Wasser langsam höher stieg.

Die Frau richtete sich wieder auf und zog einen kleinen Gegenstand aus ihrer Tasche. Mit einem sardonischen Grinsen warf sie es in die riesige Badewanne. Ein Zischen erscholl, Dampfschwaden zogen auf und entzogen sie Wyts Blicken.

Dunkelsäure, schoß es ihm panikartig durch den Kopf.

Die Frau trat einige Schritte zurück und betrachtete die aufsteigenden Wasserdampfwolken mit Genugtuung. Sie rieb sich die Hände und drehte sich um.

"Aaaargh!" schrie es plötzlich hinter ihr, Wasser spritzte auf, schwappte über den Wannenrand und verätzte die Bodenfliesen. Eine mächtige Hand schien sie zu erfassen und schleuderte sie weit in den Wohnraum hinein.

Verblüfft rollte sie sich ab und wollte sich aufrichten. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie eine dampfende Wassergischt auf sich zukommen, hob abwehrend die Arme. Doch etwas, des inzwischen zu tödlich ätzender Säure veränderten Wassers, spritzte in ihre Augen. Sie schrie auf.

Wyt war es gelungen sich im letzten Augenblick mit einem Schrei aus der tödlichen Wanne zu wälzen. Er hatte einen danebenstehenden Blumentopf gepackt, die Pflanze aus der Schale gerissen und etwas von der Säure eingefüllt. Dann war er aus den Nebelschwaden vorgestürzt und hatte mit aller Kraft, die er in seinen verletzten Arm legen konnte, die Killerin zu Boden gestoßen. Bevor sie sich noch erheben konnte, hatte er ihr die Säure ins Gesicht geschüttet.

Mit vor Wut verzerrtem Gesicht riß er sich die Krawatte herunter und stürzte sich auf die Frau. Mit einem Griff hatte er das Seidentuch zweimal um ihren Hals geschlungen und zugezogen, stemmte dabei sein rechtes Knie in ihr Kreuz.

Seine Halsschlagadern traten vor, als er versuchte die stählernen Muskeln der Frau zu überwinden. Schweiß trat aus allen seinen Poren und er fing an zu keuchen.

Die Killerin griff nach seinen Armen und versuchte sich zu befreien, aber ihr Widerstand wurde zusehendst schwächer. Ihr Gesicht lief langsam blutrot an und aus ihrem weit aufgerissenem Mund löste sich ein letztes heiseres Röcheln.

Wyt fühlte wie sich Haut und Muskeln unter dem tödlichen Zug des Seidenstoffes unentrinnbar zusammenzogen. Die Frau zuckte noch einmal kurz und sackte dann zusammen.

"So du ...", Wyt keuchte, fand keine Worte für seinen Schmerz und Wut. Ächzend schleppte er sich zum Interkom an der Wand.
"Hallo?" fragte er müde.
"Wyt, wie sieht's aus, haben sie ihn?"
"Yeah, sie können ihn abholen. 4312 ..." Ächzend brach Wyt zusammen.
Als er die Augen wieder aufschlug, befand er sich in einem herrlich sauberen, weiß bezogenem Bett und sein Chef stand daneben.
"Na, sie machen mir vielleicht Sorgen!" begrüßte er ihn.
"Da hätte die Deltanerin sie doch noch beinahe nachträglich ausgelöscht."
Wyt sah ihn verständnislos an.
"In ihrer Armwunde fanden wir tatsächlich Gift. Noch ein Viertelstündchen länger, und wenn wir die Frau nicht als Deltanerin hätten identifizieren können, dann würden sie jetzt die Harfe im Himmel schwingen, mein Lieber."
"Oder den Dreizack in der Hölle." flüsterte Wyt.
"Bitte?"
Wyt winkte müde ab.
"Wenn ich daran denke, daß sich die ganze Geschichte in weniger als einer halben Stunde abgespielt hat. Kaum zu glauben, was? Wir haben jedenfalls nur ein paar Opfer zu beklagen. Hätte schlimmer kommen können."

Einen Moment schwiegen sie gemeinsam in Gedenken an die Toten.

"Ruhen sie sich jetzt erst einmal aus. Wenn sie wieder genesen sind, sehen wir weiter." Er klapste Wyt leicht auf die Schulter und ging hinaus.

Geburtstagsfeier, Prost, rauschte es noch schwach durch Orson Wyts Kopf, dann drehte er sich auf die Seite, Gesicht zum Fenster und schlief ein.

ENDE

© 1990 by Ralf »Searge« Pappers
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